Letzte Vor­be­rei­tun­gen für meine at­lan­ti­sche Fernwanderung

Sonnn­tag, 23. Fe­bruar 2025

Heute, am Wahl­tag des Bun­des­ta­ges, habe ich end­lich alle meine Rei­se­vor­be­rei­tun­gen er­le­digt. Eine feine Rei­se­apo­theke, letzte ul­tra­leichte Tex­ti­lien aus Me­ri­no­wolle und ein ul­tra­leich­ter Schlaf­sack run­den al­les ab. Ins­ge­samt wer­den es ca. zehn Ki­lo­gramm Ge­päck, eins da­von ist tat­säch­lich nur Pa­pier 😂 (für drei täg­li­che Mor­gen­sei­ten), und zwei Ki­lo­gramm sind nur Tech­nik… Mor­gen geht es los! Ich bin mitt­ler­weile ziem­lich auf­ge­regt. Manch­mal über­fällt mich reine Freude, manch­mal aber auch Angst. 

Mein Be­dürf­nis, mich seit Wo­chen vor die­ser Reise von all mei­nen Freun­den und der Fa­mi­lie noch ein­mal per­sön­lich zu ver­ab­schie­den, ir­ri­tiert mich et­was. Ist das nor­mal, sich vor ei­ner sechs­mo­na­ti­gen Reise noch ein­mal zu tref­fen und zu ver­ab­schie­den? Wird mir viel­leicht et­was Schlim­mes pas­sie­ren? Oder ge­hört das al­les zum Be­reich ty­pi­scher Reisevorbereitungen? 

Ich weiß es nicht, denn es ist meine erste län­gere Reise. Meine längste war in Ver­gan­gen­heit sechs Wo­chen lang. Das ist schon 35 Jahre her, da­mals war ich jung und ohne Kin­der, 20 Jahre alt und to­tal un­be­schwert. Fast schon über­heb­lich und ab­so­lut si­cher, dass mir über­haupt nichts pas­siert. Da­bei war die Reise da­mals ziem­lich ge­wagt, denn ich ge­riet als Stu­den­tin im Au­gust 1991 zu­fäl­lig in den da­ma­li­gen Putsch von Russ­land, es gab Aus­gangs­sper­ren, Züge fuh­ren nicht mehr über die Stadt­gren­zen hin­aus, Te­le­gramme nach Deutsch­land wa­ren ein­ge­stellt. Wir Student*innen fan­den das un­fass­bar auf­re­gend, dis­ku­tier­ten in­ten­siv mit Men­schen auf der Straße, diese wa­ren täg­lich voll von Men­schen­schlan­gen vor lee­ren Lebensmittelgeschäften. 


Heute da­ge­gen bin ich 55 und werde “nur” die eu­ro­päi­sche West­at­lan­tik-Küste ent­lang wan­dern. Durch ein für mich als Eu­ro­päe­rin “si­che­res” Eu­ropa. Meine Ge­dan­ken und Ge­fühle sind trotz­dem sehr ge­mischt. Ich habe un­be­stimmt im­mer wie­der Angst, träume nachts seit Wo­chen wild und durch­ein­an­der. Denn es geht hier bei die­ser Wan­de­rung nicht nur um die äu­ße­ren Er­fah­run­gen, Orte, Ab­schnitte, son­dern auch um den Wunsch, bei mir selbst anzukommen.

In ei­nem Café im Nir­gendwo zwi­schen Sagres in Süd­por­tu­gal und Ca­lais in Nord­frank­reich werde ich hierzu in den nächs­ten Mo­na­ten ein­mal wö­chent­lich schrei­ben und Dir ei­nen Be­richt mit mei­nen Ge­dan­ken, Ge­füh­len und Er­fah­run­gen auf dem Weg senden.

Ich freue mich auf nächs­ten Sonn­tag! Los geht’s! 

Bis da­hin bleib im Her­zen ge­sund und sta­bil, bis gleich!

Deine El­len